Der Pflegestützpunkt Ortenaukreis, Zentrale Offenburg, ist wie andere städtischen Einrichtungen von der Corona-Krise betroffen. Während gerade ältere Menschen mit Vorerkrankungen in dieser Zeit besonders gefährdet sind, ist die Anlaufstelle für Beratung in Sachen Pflege nur eingeschränkt erreichbar. Leiterin Kerstin Niermann berichtet im Interview, wie es mit Angebot und Nachfrage derzeit aussieht.
Frau Niermann, haben Sie
in der Zeit der Corona-Krise vermehrt Anfragen erhalten?
Kerstin Niermann: Ja und Nein. Der Bedarf an Pflegeberatung ist
unabhängig von der derzeitigen Situation gleich hoch geblieben. Was etwas
zurückgegangen ist, sind präventive Beratungen. Zurzeit habe ich kaum Gespräche
zur Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung oder zum Wohnen im Alter. Ich
denke aber, dies wird sich in nächster Zeit wieder ändern, der Bedarf ist ja
trotzdem da.
Gibt es auch persönliche
Gespräche oder findet die Beratung ausschließlich telefonisch statt?
Niermann: Zurzeit findet die Beratung ausschließlich per Telefon oder
per E-Mail statt. Wir arbeiten gerade daran, wie die Beratungen künftig wieder
„face-to-face“ stattfinden können und dies zum einen in der realen
Beratungssituation aber auch als Videoberatung.
Wie gehen Ihrer Erfahrung
nach die älteren Menschen mit dieser besonderen Situation um?
Niermann: Es ist ein Zusammenspiel von mehreren Dingen. Gewohnte
Abläufe, wie zum Beispiel der Besuch der Tagespflege oder eines Angebotes im
Seniorenbüro können nicht stattfinden. Der Einkauf muss auch gut überlegt sein,
nicht jeder will sich dem Risiko einer Ansteckung im Supermarkt aussetzen. Es
fallen also Alltagskontakte, die vorher selbstverständlich waren, einfach weg.
Natürlich kann dies belastend für Menschen sein, unabhängig von der
Altersgruppe. Wir sehen aber auch, dass es möglich ist, neue Wege zu gehen. Das
Seniorenbüro hat einen Einkaufsdienst mit ehrenamtlichen Helfern organisiert.
Ein kurzes Gespräch bei der Übergabe findet immer statt. Das Telefon ist
zurzeit auch ein wichtiges Mittel, um mit anderen in Kontakt zu bleiben.
Trotzdem kann all dies nicht den normalen zwischenmenschlichen Kontakt
ersetzen.
Haben Beratungssuchende in
dieser Zeit andere Fragen gestellt?
Niermann: Ja, am Anfang war die Unsicherheit groß. In der häuslichen
Pflege stand der Schutz der Pflegebedürftigen vor Covid-19 im Vordergrund. Das
Besuchsverbot in Pflegeheimen war für viele Menschen auch sehr belastend.
Hat die Krise andere
Schwerpunkte gesetzt, die womöglich Nachwirkungen auf das Angebot des Pflegestützpunkts
haben?
Niermann: Wir, also das Seniorenbüro und der Pflegestützpunkt, sind
gerade dabei, ein Konzept zu „Schritt für Schritt“ umzusetzen wie es uns
gelingt, auch mit anderen Möglichkeiten und Formen miteinander in Kontakt zu
kommen, die dann weiterhin Bestand haben, wenn die „Akutphase Corona“ etwas in
den Hintergrund geraten ist. Mehr kann ich dazu noch nicht verraten, da wir
gerade am Zusammenführen aller Angebote sind – aber man darf gespannt sein.
Ausführliche Informationen werden dann unter anderem auch im OFFENBLATT
veröffentlicht.
Kerstin
Niermann: Am Anfang der Krise war die Unsicherheit sehr groß.