Coronavirus #22 – Corona sorgt für Solidarität

In Offenburgs Partnerstadt Pietra Ligure kamen in kürzester Zeit über 130000 Euro für Beatmungsgeräte zusammen

Die Bewohner der italienischen Partnerstadt von Offenburg sind in der Corona-Krise und in der Quarantäne eng zusammen gerückt. Nach einem Spendenaufruf des Bürgermeisters von Pietra Ligure, Luigi De Vincenzi, um Geld für Beatmungsgeräte für das örtliche Krankenhaus zu sammeln, gingen in wenigen Tagen mehr als 130000 Euro ein.

Am 12. März auf der Crowdfunding-Plattform gofundme.com mit dem Ziel eingestellt, 30 000 Euro für zumindest ein Beatmungsgerät für das örtliche Krankenhaus zu erhalten, wurde diese große Summe bereits am 14. März erreicht. „Ein überwältigendes Ergebnis, das zeigt wie groß das Herz unserer Bürgerschaft ist“, so der Bürgermeister. Im Minutentakt waren Summen von 40 Euro bis 100 oder mehr gespendet worden. Auch Fünf-Euro-Überweisungen gab es. In der Region Ligurien wird auch für die Krankenhäuser in Savona und Albenga gesammelt. In ganz Italien entsteht Solidarität, der Zusammenhalt wächst.

„Es scheint, dass gerade eine große Solidarität entsteht“, sagt Annalisa Di Luca, die oft als Übersetzerin in städtepartnerschaftlichen Angelegenheiten fungiert. „In vielen Städten entstehen Initiativen: Jüngere machen für die Älteren die Einkäufe.“ Leere Regale in den Läden gibt es derzeit nicht, so Di Luca. Dass Toilettenpapier fehlt, wie in einigen Geschäften in der Ortenau zu sehen, kommt in Pietra nicht vor. In den sozialen Medien kreist ein Video, das die Verbundenheit mit der älteren Bevölkerung betont: „Unsere Großeltern wurden in den Krieg geschickt, wir nur auf die Couch“, heißt es da.

Nachdem die Regierung fast alle Geschäfte schließen ließ, ein Abstandsgebot und eine Ausgangssperre verhängte, ist das öffentliche Leben zum Stillstand gekommen. An den Türen der Restaurants und Pizzerien hängen Schilder: Geschlossen bis zu einer neuen Anordnung. Die Straßen sind leer, die Promenade verwaist.

„Die Geschäfte sind bis auf die Apotheken und einige Lebensmittelgeschäfte geschlossen“, beschreibt Renata Rainato die gegenwärtige „Isolation“. Außerhalb der Geschäfte bilden sich kleine Warteschlangen mit einem Meter Abstand zwischen den Personen. Nur vier Kunden dürfen eintreten.

Trotz der Lage und den schlimmen Zuständen in den Krankenhäusern scherzen die Italiener viel, so Di Luca. In der Isolation sind die sozialen Medien die wichtigste Kommunikation der kontaktfreudigen Italiener. „Wir können nicht einmal zu Fuß gehen“, erklärt Rainato. „Die Carabinieri patrouillieren auf den Straßen und wenn man keine gültigen Papiere hat, um sich bewegen zu dürfen, bekommt man eine Geldstrafe.“ „Aber wir wissen, dass dies der einzige Weg ist, die Anzahl der Opfer gering zu halten.“ In der Stadt Codogno, wo der Ausbruch in Italien begann, und die diese Bedingungen zuerst hatte, sei der Virus nahezu verschwunden. „Wir müssen unbedingt das Gleiche tun.“

Pietras Bürgermeister ist überzeugt, dass sich die Stadt in dieser harten Prüfung resistent zeigt. „Es ist nicht einfach, unser Verhalten zu ändern.“ Für De Vincenzi gilt für Pietra, für Ligurien, für ganz Italien eine Eigenschaft, die „Stand halten“ bedeutet: „tenere botta“. Dagegen halten und bereits an den Neustart denken, an den Tourismus, den Handel und die Wirtschaft. In diesen Tagen, schreibt der Bürgermeister, werden am Ufer neue Pflanzen angelegt.


SPENDENKONTO

Jess Haberer, Ehrenbürger von Pietra Ligure, zeigte sich solidarisch und spendete 1000 Euro für diese Notsituation. Wer ebenfalls spenden möchte, kann dies über den Freundeskreis Offenburg-Pietra Ligure tun. Konto „Freundeskreis Pietra Ligure“ bei der Sparkasse Offenburg/Ortenau: DE70 6645 0050 0000 7911 96.